Endlich wieder Singstunde – wenn auch in ungewohnter Form – aus dem Wernauer Bote vom 26.03.2021 (kaa)

von | Apr 3, 2021 | Allgemein

Stammchor und Leo Cantabile des Liederkranzes Wernau proben digital. Das ist anders als sonst, aber besser als nichts

Endlich wieder Singstunde – wenn auch in ungewohnter Form (kaa).

Die Pause hat lang genug gedauert. Jetzt wird wieder gesungen beim Liederkranz, jeder für sich und doch alle gemeinsam – so wie es eben Corona zulässt. Dirigent Rainer-Matthias Stolle findet die Online-Singstunden über die Plattform „Zoom“ durchaus fruchtbar. Und die Chormitglieder, die mitmachen – darunter sind auch einige betagte – freue sich über den Kontakt.
Man kann vieles online machen, aber Chorproben sicherlich nicht: Das war einhellige Meinung im ersten Lockdown vor einem Jahr. Mittlerweile muss man das zurechtrücken: Es geht. Zwar ist die Singstunde natürlich nicht zu vergleichen ist mit einer „echten“ – die Gruppendynamik fällt einfach komplett weg. Aber besser als nichts ist sie allemal.

„Virtuelle Proben“

Seit gut einem Monat sind sowohl der Stammchor als auch Leo Cantabile einmal die Woche online, zur gewohnten Probenzeit. Am 23. Februar fand die erste „virtuelle Probe“ statt. 15 Mitglieder des Stammchors hatten sich dazu angemeldet, bei Leo Cantabile einen Tag später waren es sogar noch einige mehr. Die Proben wurden aufwendig vorbereitet: Der Chorleiter und der Vorstand sichteten gemeinsam die technischen Möglichkeiten, Meinrad Gollhofer und Heidi Hirschinger telefonierten mit allen aktiven Sängerinnen und Sängern und erklärten ihnen, wie man sich bei der Zoom-Singstunde einloggen und mitmachen konnte. Außerdem bekamen alle eine schriftliche Anleitung. Und Pirmin Hirschinger stand für technische Unterstützung zur Verfügung.

Auch betagte Mitglieder machen mit

„Kannst du mir so ein Tablet besorgen?“, war eine der Fragen, die bei ihm ankam – gestellt von einer 92-Jährigen. Ihr Wunsch wurde erfüllt, „sie nimmt jetzt mit Freude teil“, berichtet Hirschinger. Aktuelle werde die Dame beim Einloggen noch von ihrer Tochter unterstützt, aber seiner Einschätzung nach bekommt sie das bald auch selbst hin. Sie ist nicht die Einzige mit über 80 Jahren, die sich die Technik aneignet. Und wer keinen Computer und kein Smartphone nutzen möchte, kann auch per „normalem“ Telefon teilnehmen.
Manche machen lieber Pause Nicht alle Mitglieder möchten diesen Weg gehen, das ist dem Liederkranz-Vorstand klar. „Das akzeptieren wir dann auch“, sagt Monika Götz-Freund vom Vorstand. Aber viele seien sehr dankbar. Denn, sagt sie, „für viele ist der Verein Familie, und die fehlt jetzt“.

Auch musikalisch gesehen sind die wöchentlichen Treffen durchaus ergiebig, bestätigt Chorleiter Stolle: „Eigentlich bin ich positiv überrascht“. Er sei zwar selbst skeptisch gewesen, aber nun komme man gut voran und „die Probe ist genauso effektiv wie sonst – man muss nur wissen, wie man es macht.“ Mehrere neue Stücke wurden schon angepackt, schließlich braucht es ein Ziel vor Augen. Für den Dirigenten sind die Proben anstrengend, noch mehr als sonst ist er der Alleinunterhalter – aber, sagt Hirschinger, „es läuft richtig gut und er macht das richtig gut“.

Dirigent als Alleinunterhalter

Anders als in Präsenzproben fallen die Späße und Zwischenbemerkungen der Sänger:innen weitgehend weg. Dennoch findet auch online ein Austausch unter den Mitglieder statt. Manche besuchen sich zur Probe und singen dann zu zweit mit.

Über Kamera sichtbar

Die Mitglieder sehen sich gegenseitig am Bildschirm, sofern sie die Kamera eingeschaltet haben. Sie hören alle den Dirigenten, schalten aber das eigene Mikrofon stumm, damit es nicht zum Ton-Chaos kommt. Für die Sängerinnen und Sänger heißt das: Sie hören nur die eigene Stimme. Das sei ungewohnt und für manche auch schwierig, sagt Pirmin Hirschinger. Er sieht aber auch einen Vorteil: Wenn die einzelnen Stimmen in Kleingruppen nacheinander proben, kann er bei sich zu Hause auch bei allen mitsingen, wenn er möchte. Vor einem Konzertauftritt bräuchte es natürlich noch einige gemeinsame „PräsenzProben“, aber die Vorarbeit ist jedenfalls geleistet. Und es macht Spaß, „die Proben gehen sehr schnell rum“, findet Stolle, der sich vorstellen kann, die technischen Möglichkeiten auch nach der Pandemie ergänzend einzusetzen.

Als Verein präsent sein

Grade jetzt sei es einfach wichtig, den Kontakt zu halten, findet Monika Götz-Freund, und „als Verein präsent zu sein“, ergänzt Pirmin Hirschinger. Deshalb war der Liederkranz am vergangenen Samstag mit einem Osterstand auf dem Wochenmarkt vertreten. Im Vorfeld wurde dafür in zahlreichen Wernauer Wohnungen gebastelt und gebacken; genähte Hühner gab’s ebenso wie aus Draht gebogene Hasen und feines Gebäck. Auf dem Markt liefen neben dem Verkauf viele Gespräche. Schon mit einem vorweihnachtlichen Stand habe man gute Erfahrungen gemacht, so Götz-Freund, und jetzt wolle man wieder einfach auf die Leute zugehen und sich unterhalten.

Finanziell ist der Beitrag ebenfalls willkommen, denn wie bei anderen Vereinen fehlen auch dem Liederkranz die Einnahmen aus Festen und Veranstaltungen, während die Kosten weiterlaufen. Klagen wolle man trotzdem nicht, sagt Pirmin Hirschinger, denn der Liederkranz habe Unterstützung und viele Spenden bekommen: von Mitgliedern, von der Wernauer Bank und auch vom Chorverband. „Wir kommen durch“, ist er überzeugt, „aber es ist schwer“. Die Online-Proben bieten auch Nicht-Mitgliedern eine unkomplizierte Möglichkeit, einfach mal reinzuschnuppern. Wer daran interessiert ist, kann bei kann bei einem der Vorstandsmitglieder anfragen. Die Kontaktdaten sind zu finden auf: www.liederkranz-wernau.de/
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Links zu den virtuellen Singstunden per Zoom:

Stammchor: dienstags 17:15 Uhr
https://us02web.zoom.us/j/83193296457?pwd=emh4QkJEVkFlcWs1QmtMSmFvTWJ1UT09
Meeting-ID: 831 9329 6457
Kenncode: 035635

Leo Cantabile: mittwochs 19:30 Uhr
https://us02web.zoom.us/j/83193296457?pwd=emh4QkJEVkFlcWs1QmtMSmFvTWJ1UT09
Meeting-ID: 831 9329 6457
Kenncode: 035635

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